Sustainable Fashion

Alles, was Sie über die Nachhaltigkeit der Textil- und Modeindustrie wissen wollen

Recherche Zalando-Retouren

Bei einer Investigativ-Recherche von FlipDie Zeit und Vollbild (Südwestrundfunk) wurden zehn bei Zalando bestellte Kleidungsstücke mit GPS-Sendern ausgestattet und retouniert. Zalando verspricht Kund*innen klimaneutrale Retouren und behauptet auf der Website, dass 97% der retounierten Waren wieder im Shop verkauft werden (bei Zalando gehen pro Minute bis zu 480 Bestellungen ein, die Hälfte der Pakete wird wieder zurückgeschickt). Nach vier Tagen senden sieben der zehn Kleidungsstücke Signale aus Gardno, Polen, wo sich ein Logistikdienstleister befindet. Dort haben Sortierer*innen pro Retoure nicht mal eine Minute Zeit (Auspacken, Anschauen, Aufarbeiten, Einpacken und Weglegen). Textilien, die getragen wirken (z.B. Parfümgeruch) oder dreckig oder beschädigt sind, werden aussortiert. Eine ehemalige Arbeiterin erzählt, diese aussortierte Ware wurde in Schachtöffnungen an der Wand gekippt. Diese Röhren enden in Containern von Stena Recycling und die Kleidung darin wird höchstwahrscheinlich vernichtet. Ein Babystrampler reist nach Gardno weiter Richtung Danzig, dann zurück nach Swinemünde (Nordwesten Polens), von dort nach Malmö und Stockholm, weiter nach Dänemark, zurück nach Deutschland und dann wieder nach Polen – insgesamt 7000km. Alle zehn Kleidungsstücke reisen zusammen fast 29.000km bis sich die Spur verliert. Die Ursache für die Irrwege der Retouren nennt Retouren-Forscher Björn Asdecker „Predictive Analytics“, also vorhersagende Analytik. Jede Fahrt mit dem Lkw beruhe auf einer Spekulation, wo das Kleidungsstück als Nächstes am ehesten bestellt werden könnte. Auf Anfrage erklärt Zalando, dass die 97% nicht die Artikel einschließen, die von Partnern über Zalando verkauft werden – also Kleidungsstücke von über 800 Partnern. Zalando täuscht somit wissentlich die Kund*innen. Viel Zalando-Ware werde auch über „Zwischenhändler“ an Großhändler weierverkauft. Deren Aufgabe sei es, die Waren aus dem Kernmarkt Europa rauszubringen – damit das Geschäft nicht mit billiger angebotener Ware kaputtgemacht wird (Recherche-Video von Volllbild hier). 

Tagged:
Cookie-Einstellungen